Eine Kraichtaler Provinzposse oder: Kindergarten pur.

Man mag diese Webseite mit einem gewissen Augenzwinkern lesen. Warum?

Weil man hier gut sehen kann wie eine Auseinandersetzung, die man eigentlich sachlich führen könnte und gegen die dann auch nichts einzuwenden wäre, ausartet.

Aber von vorne: Auf einer meiner Touren komme ich nach Menzingen, das liegt im Kraichtal, Kreis Karlsruhe, an der L553 zwischen Münzesheim und Landshausen. Eigentlich eine schöne Gegend mit netten Menschen. Außerdem wohnt hier der Herr Kern, in einem hübschen Holzhaus. Der Herr Kern mag Mobilfunkanlagen nicht, speziell nicht die in der Nähe seines Hauses, und betreibt daher die Webpräsenz elektrosmog-kraichtal.de

Schon vor dem Ortseingang erkennt man die neue O2-Sendeanlage über die er sich dort so echauffiert (Bild rechts), und auch der Weg dorthin ist nett ausgeschildert wie man sieht:
 
die Zufahrt
Neben dem Umstand daß ich persönlich das für eine ausgesprochen alberne Aktion halte weiß ich auch nicht, was uns der Herr Kern mit diesem Schild sagen möchte.

Pilgerweg, dank O2 Weg der Leiden? STRAHLENTOT?

Hat er Angst vorm Strahlentod, weiß aber nicht wie mans richtig schreibt? Und wenn ja, warum dann grade vor den Strahlen von O2? Und nicht vor denen von D2, D1 und Eplus?
An den Entfernungen zu den Standorten sollte es nicht liegen: D2 1100m, D1 750m, O2 350m, eplus 150m, jeweils Luftlinie.
die Zufahrt

Und so arg häßlich find' ich den Standort jetzt auch nicht, da hat man schon viel schlimmeres gesehen. Er steht mit ordentlich Abstand zur Bebauung, der Stahlbau ist nicht so arg hoch, also meiner Meinung nach halbwegs dezent.
der Stein des Anstoßes
Ok, Schilder aufstellen: kann man machen. Find' ich persönlich albern, aber bitte, wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft.

Wenn man sich dem Standort dann nähert erkennt man den nächsten Level dieses Kindergartens: Stofftiere.

Wie im Bild hier daneben. Da hat in der Tat jemand Stofftiere an den Zaun gebunden.

Und nein, ich versteh' auch nicht was damit ausgesagt werden soll. Ich finde aber wenn jemand Stofftiere übrig hat, dann soll er die doch im nächsten Kinderheim abgeben, da hat dann wenigstens jemand Freude dran.

Um den Garfield tuts mir besonders leid.
Ich schweife jetzt mal eben fachlich ab. Wenn ich auch hier ein bisschen pointiert über das Plakat des Herrn Kern und Stofftiere schreibe so bin ich doch sehr dafür Themen wie Standortwahl von Mobilfunkanlagen und damit zusammenhängende Emissionen kritisch, aber neutral zu diskutieren.

Das sollte selbst dann geschehen wenn, wie auf elektrosmog-kraichtal.de zu sehen ist, echt alles durcheinandergeworfen wird. Da werden Studien ins Rennen geworfen die weder fachlich belastbar sind noch mit den angesprochenen Themen überhaupt etwas zu tun haben, da werden Fakten aus dem Zusammenhang gerissen und in einen neuen solchen gestellt, zwischen der HSR von GSM-Sektoren und der Abstrahlrichtung von Richtfunkantennen wird nicht unterschieden, da werden in Leserbriefen wilde Dinge erfunden und es wird polemisiert daß es eine wahre Freude ist.

Aber, ich sags nochmal, das ist immer noch im Rahmen einer Fachdiskussion zu sehen. Dort können solche Dinge erklärt, richtiggestellt oder bestätigt werden, kein Problem. Ich bin auch gerne fachlich und kommunikativ behilflich.

Ich finde ein Problem wird das erst dann wenn es so weit kommt wie in den folgenden Bildern zu sehen ist, denn hier wirds kriminell. Alle Schlösser sind mit Klebstoff gefüllt und unbrauchbar gemacht, der Zaun ist offenbar mutwillig beschädigt. Ab hier ist die Diskussion ganz automatisch beendet.

Wenn ich auch mal eben polemisch werden darf: Wo hört das auf? Wird dem nächsten Techniker der die Station besucht das Auto zerkratzt? Oder gibts Beschimpfungen? Wird er mit Stofftieren oder gar mit Steinen beworfen? Oder gibts, wie man in dieser Gegend sagt "e paar uff'd Labb nuff"?

Bei allem Verständnis für die Befindlichkeiten einzelner Mitbürger in Bezug auf Mobilfunk: jeder der sich hier noch solidarisiert entwertet jedes noch so gute Argument das er hat durch die hier vorgenommenen kriminellen Handlungen. Ich hätte die Erwartung daß man sich von diesem Handeln, das man bisher jedenfalls passiv unterstützt hat, deutlich distanziert.

Und damit meine ich sowohl die engagierten Leserbriefschreiber, die Bürgerinitiative "Mobilfunk Kraichtal", den Herrn Kern, die Kraichtaler Gemeinderäte.

Bevor das nicht passiert kann man eigentlich nur davon abraten in diese Gegend zu ziehen. Wie gesagt, schöne Gegend, nette Leute, aber doppelte Moral.