GSM-Sender suchen leicht gemacht ;-)

Was man braucht, wie man anfängt, wie man Standorte identifiziert

 

Was braucht man alles dazu:

Die Basisausstattung

Zeit in Massen Zum Suchen der Stationen, zum Suchen der Stationen, die man beim ersten Mal nicht gefunden hat, zum Erfassen der Listen, zum Erzeugen von Webseiten...
Schreibgerät oder alles auswendig lernen
(mindestens) 1 Mobiltelefon mit aktiviertem Monitormodus zum Auslesen der technischen Daten des gerade benutzten Senders. Siehe auf den Telefonseiten und bei den Links

optionale Zusatzkomponenten

Kompaß zum Anpeilen von entfernten Standorten, zum Feststellen der Abstrahlrichtung, zum Einpeilen der Richtfunkanbindung
Fernglas zum besseren Auffinden von entfernten Basisstationen, zum Inspizieren der einzelnen Installationen vom Boden aus
Diktiergerät damit man nicht alles aufschreiben muß und z.B. auch während des Autofahrens Daten erfassen kann
Landkarte 1:50.000 zur besseren Orientierung. Ich empfehle hier die "Topographische Karte 1:50 000, Normalausgabe", die es bei den jeweiligen Landesvermessungsämtern gibt (gerollt oder gefaltet), oder die entsprechende TOP50-CDROM, falls ein Laptop vorhanden ist
Fotoapparat um besonders interessante Stationen aufzunehmen. Eine g'scheite Digitalkamera (Abfallbilder mit der Handykamera zählen nicht) ist von Vorteil

für Profisucher

GPS-Empfänger zur genauen Positionsbestimmung, auch und gerade im Wald. Ich empfehle einen mit SIRF3-Chipsatz
Laptop incl. Anschlusskabel für das verwendete Mobiltelefon. Macht die Überwachung der bereits erfassten Stationen wesentlich einfacher
Software zum besseren 'monitoren' des Netzes. Für PCs die hier nehmen, ansonsten mal auf der Linkseite schauen

wie fange ich an?

Als erstes sollte man sich darüber klar werden, worauf man sich da eingelassen hat. Wenn Du also jetzt weitermachst, wirst Du:
  • unheimlich viel Zeit nicht mit Familie, Freunden, Mädels etc. verbringen,
  • traumhaft oft gegen die StVO verstoßen,
  • in Gegenden rumlatschen, in denen sich noch nicht einmal mehr Fuchs und Hase 'gute Nacht' sagen
  • allen Deinen Freunden und Bekannten als großer Spinner im Gedächtnis bleiben.
Als zweites sollte man die Sender erfassen, deren Standort man sowieso schon kennt, also etwa weil man die Antennen schon gesehen hat (wie man einzelne Standorte einem Betreiber zuordnet, steht weiter unten). Wie immer gilt: die Zuordnung Daten/Standort muß absolut eindeutig sein (wie man das sicherstellt steht weiter unten). Falsche Daten in der Senderliste machen die Zuordnung weiterer, unbekannter Sender ausgesprochen frustrierend und kompliziert.

und dann?

Jetzt kommt der interessante Teil: Das Suchen des Standorts eines noch nicht bekannten Senders. Hierzu sollte man sich einige wesentliche Punkte ins Gedächtnis rufen:
Die Standortwahl der einzelnen Betreiber:
Die einzelnen Betreiber neigen regional zu bestimmten Standorten. D1 etwa findet man gerne auf Post- und Fernmeldeämtern und in Kirchen. D2 baut seine Stationen gerne mal bei Sportplätzen und bei Anlagen der Wasserversorgung (Wassertürme, Wasserhochbehälter). Was natürlich keinen der Betreiber davon abhält, auch mal woanders zu bauen. Und gerade mit UMTS ist auch Kreativität gefragt, weil die Menge der Standorte insgesamt doch sehr hoch wird, und alle guten Standorte potentiell schon weg sind.
Die verwendeten Antennentypen:
Die einzelnen Betreiber neigen, regional und möglicherweise auch bundesweit, zur Verwendung bestimmter Antennentypen. Ausserdem sehen GSM900-Sektorantennen (lang, relativ dick) normalerweise grundsätzlich anders aus als GSM1800-Sektorantennen (kürzer, flacher). Antennen für UMTS sind denen für GSM1800 recht ähnlich, jedenfalls von der Ferne betrachtet. Und es gibt natürlich jede Menge Sonderformen, dies nur selten gibt, und von denen man sich nicht verwirren lassen sollte.
Das Richtfunknetz:
Bis auf D1 machen alle deutschen Betreiber mehr oder weniger intensiven Gebrauch von Richtfunkverbindungen. Mit sorgfältigem Ausmessen der Richtfunkverbindungen kann man sich von einer BTS zur nächsten vorhangeln. Die Richtungsmessung erfolgt zweckmäßigerweise so, daß man sich genau in die Ebene der Antennenfront stellt (also quasi neben die Antenne) und dann mittels eines Kompass die Richtung zur Antenne peilt. Die Abstrahlrichtung ergibt sich dann durch Addieren oder Subtrahieren von 90 Grad, je nach dem ob man links oder rechts neben der Antenne steht. Man kann auf diese Art eine Genauigkeit von ±2,5 Grad erreichen.
Aber Achtung: das Nichtvorhandensein einer Richtfunkantenne bedeutet nicht notwendigerweise, dass es sich um eine D1-Station handelt. Alle Betreiber nutzen mehr oder weniger selten zur Anbindung ihrer Standorte Festnetzverbindungen.
Die Bedeutung von CI:
Die in CI "versteckten" Infomationen über die Netzorganisation helfen ganz wesentlich, einen Senderstandort zu finden und einzelne Zellen einem Standort zuzuordnen. Also: Lesen und Auswendiglernen!
Die Bedeutung von TA:
Über die Ermittlung von TA kann die ungefähre Entfernung bestimmt werden, die das Funksignal vom Telefon zur Funkfeststation, also inklusive aller Reflektionen, zurücklegt.
Wer jetzt noch seine Geometriekenntnisse rauskramt...... Wie? Schon alles wieder vergessen? Na gut, ich erklär's nochmal:
  • Als erstes beginnt man ein Gespräch, und zwar möglichst eines, das gebührenfrei ist und bei dem am anderen Ende eine Automatenstimme lange brabbelt
  • ...dann liest man im Monitormodus den zugewiesenen Wert von TA ab ...
  • ...und rechnet nun TA nach Meter um ...
  • ...notiert oder merkt sich das Ergebnis und ausserdem den eigenen Standort.
  • Dann wechselt man den Standort und wiederholt diese Prozedur noch ein- oder zweimal.
  • Die damit ermittelten Werte ergeben jeweils einen Kreis mit bestimmtem Radius (nämlich eben TA) um den jeweiligen, eigenen Standort. Die Schnittfläche der drei Kreise nähert den möglichen Standort der Station im Allgemeinen recht gut an.
Man kann man das sehr elegant mit den TOP50-Karten auf CD-ROM machen, weil sich hier recht einfach drin zeichnen lässt. Ich habe Kreise, die den TA-Werten von 0 bis 5 entsprechen, auf der Downloadseite liegen. Die Umrechnungstabelle geht bin TA :=15, natürlich kann TA bis 63 wachsen, so grosse Werte sind beim Suchen aber eher nachteilig.
hier ist das Bild:
 
professionelle TA-Auswertung

(aus top. Karte 1:50.000 BaWü © LVamt Baden-Württemberg
Kartenausschnitt mit freundlicher Genehmigung
des Landesvermessungsamtes Baden-Württemberg)

und hier die Umrechnungstabelle:
TA von (m): bis (m):
0 0 549
1 550 1099
2 1100 1649
3 1650 2199
4 2200 2749
5 2750 3299
6 3300 3849
7 3850 4399
8 4400 4949
9 4950 5499
10 5500 6049
11 6050 6599
12 6600 7149
13 7150 7699
14 7700 8249
15 8250 8799

Das Nachdenken nicht vergessen!

Immer versuchen, die vorhandenen Daten ganz wertfrei zu betrachten. Nie auf eine Lösung festlegen, weil sie sich gerade anbietet und da gerade irgendeine Antenne rumsteht. Lieber nochmal eine Runde laufen oder fahren und dafür ein eindeutiges Ergebnis erzielen. Der Standort gilt erst dann als gefunden, wenn er wie unten beschrieben verifiziert ist.
Immer daran denken: an einer Stelle, an der ich mit einem guten Pegel empfange (und besser als -50 dBm ist gut) habe ich oft Sichtkontakt zum Sender. Und wofür ist wohl das mitgebrachte Fernglas gut?

Ich glaub', ich hab' ihn.

Fein.
Erst mal (hab' ich das etwa schon erwähnt...?) überprüfen, was man da gefunden hat. Dann alle relevanten Daten (je nach persönlichen Bedürfnissen BCCH, CI, BCC, Standort mit Adresse, Antennentyp, LAI,...) notieren, falls man nicht mit dem Laptop unterwegs ist. Bei segmentierten Standorten dann 1mal den Standort umkreisen, um alle 2 oder 3 Zellen zu erfassen. Ich persönlich mache dann immer noch Fotos (eine Totale, Antennen, Systemtechnik etc.), aber das ist nur für die, die wollen. Fertig. In die Liste eintragen und zügig den nächsten Sender suchen...

und wie kann ich mein Ergebnis überprüfen?

Die folgenden Punkte müssen unbedingt erfüllt sein:
  • Antennen, Standort und versorgtes Gebiet müssen halbwegs logisch zusammenpassen
  • Die Verwendung von Richtfunk gibt Hinweise, jeder Betreiber neigt zu gewissen, typischen Richtfunkinstallationen. Aber Achtung: Richtfunkstrecken sind nicht symmetrisch, d.h. an beiden Enden der Verbindung können unterschiedliche Antennen angebracht sein
  • Einen guten Hinweis vermitteln auch die meistens vorhandenen Schlüsseltresore, in denen die zum Zugang zur Station notwendigen Schlüssel aufbewahrt werden. Jeder Betreiber verwendet nur ein oder zwei typische Exemplare (Durchmesser/Tresortyp/Zylindertyp), hier sind ein paar Bilder. Aber Achtung: D2 und Eplus verwenden in Baden-Württemberg ein gleich aussehendes Exemplar
  • Der Standort muss zum Betreiber 'passen', also man muss etwa eine der typischerweise verwendeten BTSen vorfinden. In Baden-Württemberg sind das
    • D1 GSM: Alcatel, D1 UMTS Siemens
    • D2 GSM: Ericsson oder Siemens, D2 UMTS Ericsson oder Siemens
    • Eplus GSM: Nokia oder Siemens, Eplus UMTS: Nokia
    • Otwo GSM/UMTS: Nortel
  • Auf die Beschriftung der Feederkabel/der Kabel im Steigbereich achten. Jeder Betreiber hat beim Beschriften der Kabel seine Eigenarten, D2 verwendet schwarz-gelbe Klebebuchstaben und bunte Farbringe, E+ verwendet kleine Schilder, auf denen 'E2 Mobilfunk' steht, VIAG hat oft kleine Blech- oder Plastikschilder. Bei neueren Installationen gibts auch Plastikschilder mit Klartext
  • (sektorierte Standorte) Bei der oben erwähnten Umkreisung des Standorts sollten alle 3 CellIDs in logischer Reihenfolge durchwechseln
  • (direkt am Sender) TA muß einen zur Entfernung passenden Wert haben, direkt am Sender also 0, ein wenig davon entfernt auch mal 1
  • (direkt am Sender) PL muß einen sinnvollen Wert annehmen, bei direktem Sichtkontakt zu den Antennen also maximal 15, 14 oder höchstens 13. Ein PL von 5 ist ein recht verläßliches Anzeichen dafür, daß der Sender, den ich sehe, nicht der ist, den ich messe
D1 setzt diese Tresorvarianten ein: D1
D2 : D2 D2    
VIAG : {short description of image}      

und wenn das alles nicht klappt?

Zwei Verfahrensweisen haben sich in kritischen Situationen bisher bewährt:
Im Stadtgebiet hilft intensives Abfahren oder -gehen aller benachbarten Straßen. Auch ein Ausblick von möglichst erhöhter Stelle (in Hochhäusern gibt es meistens vom Treppenhaus aus Balkone...) kann helfen.
Für hartnäckige Fälle, gerade im Wald und in unbebauten Gebieten lohnt es sich, von den benachbarten BTSen die Richtung der angebrachten Richtfunkantennen festzustellen und auf einer Karte einzuzeichnen. Schließlich muß das Ding irgendwo seine Daten und Gespräche herbekommen und eine der Antennen zeigt direkt auf die (noch) unbekannte BTS.... . Bei BTSen mit LL-Anbindung (digitale Standardfestverbiundung.....) hat man dann natürlich Pech gehabt. Man kann dann nur noch Glück haben und natürlich eine gute Karte, dort sind oft Funktürme, Wassertürme etc. eingezeichnet.

und was noch?

Es bleibt mir nur noch, euch viel Spaß beim Suchen zu wünschen. Sollte ich irgendetwas hier näher erklären, dann laßt es mich wissen.